Es dreht uns den Magen um!

Liebe Leute!

Wir haben beschlossen, dass es dringend an der Zeit für ein klares Statement ist und wir politisch in Aktion treten müssen. Unser Statement ist lang, aber gewisse Dinge können und wollen wir nicht abkürzen. Wir haben uns Zeit genommen, diesen Text zu verfassen. Bitte nehmt euch Zeit, ihn zu lesen. Tretet mit uns in Kontakt, wenn wir uns gegenseitig unterstützen können, dem Faschismus geschlossen entgegenzutreten.

Die Nachrichten, die jeden Tag auf uns einprasseln, drehen uns den Magen um. Sei es Innensenator Henkel, der für seinen Wahlkampf die Rigaer Straße terrorisiert, die Menschen in unserem Kiez mit Hilfe der Polizei massiv drangsaliert und einschränkt. Der regelmäßig mit hunderten Bullen in „unsere“ Häuser einfällt und rechtsstaatliche Prinzipien mit Füßen tritt. Oder Henkel, der es seit Monaten versäumt, die Situation am Lageso menschenwürdig zu organisieren und in einer Konsequenz, die nur Absicht vermuten lassen kann, das Leid und Elend der Geflüchteten vor Ort fortsetzt. Der keinen Finger krümmt, um den freiwilligen Helfern sinnvolle Unterstützung zu geben.

Es dreht uns den Magen um, dass wir in den letzten Monaten plötzlich eine Merkel verteidigten , bloß weil sie sich innenpolitisch taktierend auf ein Mindestmaß an Menschlichkeit festgelegt hat. Dass wir sie verteidigen, obwohl wir genau wissen, dass sie gleichzeitig Hand in Hand mit dem Verbrecher Erdogan daran arbeitet, die Festung Europa mit aller Gewalt und allen Konsequenzen weiter zu bauen, wir aber auch wissen, dass Merkel mittlerweile selbst von der SPD rechts überholt wird. Es dreht uns den Magen um, dass Merkels „Wir schaffen das!“ einher geht mit einer erneuten Asylrechtsverschärfung, dass sich die Neunziger Jahre hier wiederholen, sodass man nur im Strahl kotzen kann. Der braune Mob marschiert durch die Straßen, bestärkt durch die selbe, alte „Das Boot ist voll“-Rhetorik der Politik. Und auf die Demaskierung der sogannten bürgerlichen Mitte, die in all dieser Scheiße offen ihre rassistische Fratze zur Schau stellt, reagiert die Politik mit billiger Fischerei am trüben rechten Rand.

Es dreht uns den Magen um, in einem Land zu leben, das einen Rekordgewinn nach dem anderen mit Rüstungsexporten erzielt. Das Waffen an Saudi Arabien und Katar liefert, die Daesh mit Waffen versorgen. Das aber für die Flüchtlinge aus dem Krieg, an dem es Millionen und Abermillionen verdient, angeblich kein Geld hat. Das sich deshalb mit Erdogan verbündet, der kurdische Kämpfer bombardiert, die sich Daesh entgegenstellen, um Europas Grenzen dicht zu machen. Das dafür darüber hinwegsieht, das Erdogan nicht nur im Südosten seines Landes einen Krieg gegen die eigene kurdische Bevölkerung führt, sondern tagtäglich in Istanbul, wo in Gazi seit vielen Wochen jeden Tag Demos gegen Militärrepression und den Krieg im eigenen Land mit aller Gewalt zusammengeprügelt werden. Aber Deutschland scheißt das Regime Erdogan mit Geld regelrecht zu.

Wir haben das Gefühl, dass egal wohin wir schauen, es einfach immer schlimmer wird. Die tausenden Toten im Mittelmeer. Clausnitz, Bautzen, Heidenau und all die anderen Übergriffe und Anschläge jeden Tag. Die Wahlergebnisse der AfD bei den letzten Landtagswahlen. Der Naziangriff auf Connewitz. Der Klammergriff der Troika in Griechenland. Wie die vielbeschworene Solidarität in Europa in Neid, Missgunst und Hass zerfällt. Orban in Ungarn und Szydło in Polen – who’s next? Idomeni, Calais und Samos. Die Rolle von Staat, Regierung und Verfassungsschutz in der Mordserie des NSU und das trotzdem und immer noch nicht lückenlos alles aufgeklärt ist. Verhaftete und verfolgte Journalisten in der Türkei. Pegida. Die unsägliche, rassistische und sexistische Diskussion nach den Vorfällen der Silvesternacht in Köln. Es ist mehr und mehr und mehr, was jeden Tag passiert, was uns jeden Tag fertig macht, schockiert, beängstigt und wütend macht.

Wir können und wollen diese Situation nicht tatenlos hinnehmen. Wir erklären uns solidarisch mit allen Geflüchteten und Asylsuchenden, mit allen Helfern und Unterstützen. Wir solidarisieren uns mit Antifaschisten in Deutschland, der Türkei, Kurdistan, Griechenland und überall auf der Welt. Wir stellen uns entschlossen gegen jede Form von Faschismus, Nationalismus und Rassismus und unterstützen jede Aktion dagegen. Wir wollen eine offene, pluralistische und aufgeklärte Gesellschaft in Deutschland, Europa und der Welt. Solidarität darf keine leere Worthülse sein, sondern eine Waffe gegen Kapitalismus, Ausbeutung, Nationalismus, Krieg und religiösen Fanatismus.

Wir möchten als Band unseren Beitrag leisten und freuen uns über jede Anfrage für jedes Solikonzert, jede Aktion, jeden Spendensampler oder jede Kundgebung, an der wir teilnehmen können. Darüber hinaus suchen wir – auch über euch – Kontakt zu Initiativen und Organisationen, die sich der ganzen Scheiße entgegenstellen. Wir möchten unsere Konzerte nutzen, um Infomaterialien zu verteilen und Soli- und Spendensammlungen zu unterstützen. Schreibt uns. Sprecht uns an. Schickt uns, was ihr macht.

One love, one struggle!